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Mehr Männer sollen in den sozialen Bereich – Trend auch in unseren Ausbildungsgängen spürbar

Erschienen (ohne Bild) am 24.01.2012, Naumburger Tageblatt

Toben mit dem „großen Bruder“

SOZIALES Mehr Männer sollen den Beruf des Erziehers ergreifen. Zwei Naumburger erzählen.

VON CONSTANZE MATTHES

NAUMBURG – Der Winter wird mit dem Klassiker „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ herbeigesungen. In einem Raum der Kindertagesstätte Arche Noah sitzt eine Gruppe Kinder im Rund. An den Fenstern kleben große Schneeflocken aus Papier. Marcus Berndt begleitet den Gesang auf der Gitarre. Bei der Textzeile „…und werfen den Ball“ haut er zum Schluss noch einmal kräftig in die Saiten. Der 27-Jährige ist für die Kleinen und seine Kolleginnen ein vertrautes Bild. Bei manchen Eltern, die neu in der Einrichtung in der August-Bebel-Straße erscheinen, löst der junge Mann indes oft Erstaunen aus. Obwohl er schon seit fast zwei Jahren das Team rund um Kita-Leiterin Elke Günther verstärkt. „Manche haben mich schon gebeten, doch mal die Erzieherin zu holen. Doch ich bin Erzieher“, bemerkt Berndt.

Gemeinsam mit Tim Steinbrecher war der Naumburger in der Berufsschule in Zeitz ein Exot: Sie waren die ersten Männer, die sich zum Kinderpfleger in Sachsen-Anhalt ausbilden ließen, in einer reinen Frauenklasse. Beide schoben eine Ausbildung zum Erzieher nach. Fünf Jahren saßen sie insgesamt auf der Schulbank. Schon 2001 absolvierten sie gemeinsam ein Praktikum in der Naumburger Kindertagesstätte „Domstifte“. Hier arbeitet Tim Steinbrecher heute, im Haus in der Schönburger Straße. Im Rahmen des Netzwerks „Frühe Hilfen“ im Burgenlandkreis hat er sich zudem zu einer Kinderschutzfachkraft weitergebildet. Im Februar wird der 27-Jährige am Landesarbeitskreis Männer in Kitas in Sachsen-Anhalt in Halle teilnehmen (siehe Fakten). „Ich habe meine Berufswahl noch keinen Tag bereut. Aber man muss ihn auch wirklich wollen“, sagt Tim Steinbrecher.

Seine Chefin und Geschäftsführerin des Naumburger Trägerunternehmens K & S gGmbH, Christiane Krug, schätzt sich glücklich über den „Mann im Haus“: „Ich kann jedem Träger nur empfehlen, männliche Fachkräfte einzustellen. Männer müssen mehr in den Beruf. Sie bringen andere Sichtweisen und Fähigkeiten ein, und dem Team tut es auch gut. Aber ich denke, einige Träger haben die Vorteile bereits erkannt.“ Die Kita pflegt das pädagogische Wirken eines Mannes, des polnischen Kinderbuchautors und Arztes Janusz Korczak, der im Warschauer Ghetto ein Waisenhaus errichtet hatte. „Und viele andere bekannte Pädagogen waren bekanntlich ja Männer“, bemerkt Christiane Krug.

Diese neue Entwicklung und die Nachfrage nach Männern in Erzieherberufen wird auch in den Ausbildungseinrichtungen wie der Medizinischen-Berufsakademie in Naumburg (MBA) wahrgenommen. „Wir haben diesen Trend schon bemerkt“, betont MBA-Chefin Birgit Braune. An der Schule werden derzeit 18 junge Männer zum Sozialassistenten, zwei zum Erzieher und elf zum Heilerziehungspfleger ausgebildet. Gerade im letztgenannten Bereich haben sich die Schülerzahlen gesteigert, so die MBA-Chefin weiter. Für das kommende Schuljahr liegen bereits fünf Verträge von Männern unterschrieben für eine Erzieherausbildung auf dem Tisch. Doch der Einstieg in den Beruf hat ihre Schattenseiten. Manche Eltern haben Vorurteile und Ängste. „Einigen fragen schon einmal, wenn es ums Wickeln geht: Darf denn der das“, so Christiane Krug. Selbst im persönlichen Umfeld könnte es kritische Stimme geben. „Manche Freunde fanden es zu Beginn lustig, später dann jedoch interessant“, erzählt Marcus Berndt, dessen Mutter als Altenpflegerin tätig ist. Das größte Hindernis sei indes das geringe Gehalt, weiß Unternehmerin Christine Krug. Sie fordert: „Die Bezahlung sollte der eines Grundschullehrers entsprechen. Wir haben einen Bildungsauftrag zu erfüllen und eine hohe Verantwortung. Was die Kinder in diesem Alter verpassen, holen sie nie mehr auf. Es ist ein harter Job.“ Als Erzieher sehen sich Marcus Berndt und Tim Steinbrecher konsequent, aber gerecht. Sie toben mit den Kindern, aber zeigen ihnen auch ihre Grenzen, Regeln und Normen auf.

Einen Ausgleich zum Berufsalltag, der in den frühen Morgenstunden beginnt und nahezu rund um die Uhr Trubel bereitet, haben beide gefunden. Marcus Berndt macht Musik, spielt mehrere Instrumente und in der Naumburger Band „Vanille and the Woodpeckers“. Tim Steinbrecher verbringt indes seine Freizeit am liebsten mit einem Kind: seiner anderthalbjährigen Tochter Hannah-Sophie.

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