Die Gruppe aus Naumburg, oben am Ufer des Bodensees, mischt sich in Konztanz in die Feierlichkeiten zur Erinnerung an das Konzil. FOTO: STADT NAUMBURG
Erschienen am 12.02.2016, Naumburger Tageblatt
Auf den Spuren von Jan Hus
TRADITION Gruppe aus Naumburg ist Gast der Feierlichkeiten zur Erinnerung an das Konstanzer Konzil vor 600 Jahren. Freie Schule wirbt um Partnerschaft.
VON ALBRECHT GÜNTHER
KONSTANZ/NAUMBURG – Weil er seine Lehre nicht widerrufen wollte, wurde der Kirchen-Reformator Jan Hus am 6. Juli 1415 in Konstanz verbrannt. Zuvor hatte Hus auf dem Konstanzer Konzil, der Versammlung der Kirchenführung, die auf Betreiben des römisch-deutschen Königs Sigismund von Gegenpapst Johannes XXIII. einberufen worden war, seine Ansichten mutig verteidigt. Seitdem ist Konstanz, die Stadt am Bodensee, eng mit dem Schicksal von Jan Hus verbunden. Sie gehört deshalb der Vereinigung der Städte mit hussitischer Geschichte und Tradition an. Zur Erinnerung an das Konstanzer Konzil finden von 2014 bis 2018 ausführliche Feierlichkeiten statt.
So nahm auch eine Gruppe aus Naumburg, welche ebenfalls der Vereinigung der Städte mit hussitischer Geschichte und Tradition angehört, am Konstanzer Stadtfest teil. Bestehend aus Naumburgs stellvertretendem Oberbürgermeister Armin Müller, Kirschfest-Fahnenschwenker Ringo Fischer, den historischen Naumburger Bürgerschützen, Bauhof-Mitarbeitern und der Gruppe „Allerlei“ hatte sich die Gruppe kürzlich auf den Weg gemacht. Denn in diesem Jahr wurden neben der Domstadt Naumburg auch die anderen Hussitenstädte eingeladen, um eine Premiere zu feiern. Erstmals fanden Festumzüge der in der Vereinigung verbundenen Städte statt, das Motto war dabei „Ausflug ins Mittelalter“. „Ab 11 Uhr zogen die Teilnehmer vom Konzilgebäude zum Münster und im Abendumzug vom Münsterplatz wieder zurück zum Konzilgebäude“, berichtet Stadt-Pressesprecher Felix Prescher.
Neben den Umzügen beriet sich die Vollversammlung der Vereinigung, an der Armin Müller, Naumburgs städtischer Beauftragter für die hussitische Vereinigung, Gerd Förster, und der Geschäftsführer der Medizinischen Berufs-Akademie, Klaus Mischke, teilnahmen. Letzterer vertrat die Freie Schule im Burgenland „Jan Hus“. Mischke warb während des Treffens um eine deutsch-tschechische Schulpartnerschaft. „Erste Gespräche wurden vor Ort geführt“, so Prescher weiter. Die Versammlung beschloss, die Geburtsstadt von Jan Hus, Husinec, als Mitglied aufzunehmen. Außerdem wurde die hussitische Kulturroute vorgestellt, zu der auch Naumburg gehört.
STÄDTEBUND
Pflege der Tradition
Die Vereinigung der Städte mit hussitischer Geschichte und Tradition ist ein tschechisch-deutscher Städtebund mit derzeit 18 Mitgliedsstädten. Gegründet wurde sie 1998 auf Initiative der Städte Neunburg vorm Wald und Tábor. Verbindendes Element der Städte ist, dass sie von den Hussitenkriegen betroffen waren und im Gedenken daran eine hussitische Tradition pflegen. AG