Erschienen am 11.11.2018, Super Sonntag – Ausgabe Naumburg
Foto: M. Schumann
Max und die Kinder
Noch immer eine Seltenheit sind männliche Erzieher in Kindertagesstätten. Die Personalstatistik der Stadt Naumburg verdeutlicht dies beispielhaft: von 111 Angestellten in den städtischen Kindereinrichtungen sind nur neun männlich, also deutlich weniger als zehn Prozent.
Max Goette ist einer der wenigen jungen Männer, die sich für den Beruf des Erziehers entschieden haben. Schon frühzeitig entdeckte er, dass ihm die Arbeit mit Kindern Spaß macht.
Als Achtklässler absolvierte er ein erstes Praktikum in einem Kindergarten, später ein zweites. „Ich bin im Kopf manchmal selbst noch ein großes Kind“, scherzt er. „Da passt es natürlich, dass ich mit Kindern Spielen und Spaß haben kann.“
Doch die Arbeit als Erzieher ist mehr als nur spielen. Zwei Jahre musste Max Goette zunächst die Schulbank bei der Medizinischen Berufsakademie (MBA) in Naumburg drücken, um Sozialassistent zu werden.
Die anschließende Erzieherausbildung dauerte weitere zwei Jahre, hinzu kam ein praktisches Jahr, das Anerkennungsjahr. In seinem Ausbildungsjahrgang war er einer von nur zwei Männern – demgegenüber standen 70 Frauen.
Seit März 2017 ist Max Goette Erzieher und arbeitet in der Integrativen Kita „Sonnenschein“ in Bad Kösen, betreut aktuell eine Vorschulgruppe mit 18 Kindern. Auch hier ist er einer von nur zwei Männern in der Einrichtung, ihnen stehen 17 Erzieherinnen gegenüber. Die Leiterin Marlis Kobinger ist voller Lob für den 25-jährigen Freyburger. „Er hat sich gut in unseren ‚Weiberhaufen‘ eingegliedert“, sagt sie lachend. „Er weiß viel, unterstützt uns sehr. Die Kinder mögen ihn. Er ist gut als Erzieher geeignet, ich gebe ihn nicht mehr her.“
Sie hält es für wichtig, dass Kinder auch zu Männern Kontakt haben, so kennen beispielsweise einige Kinder von alleinerziehenden Müttern die Vaterrolle nicht aus eigenem Erleben. Ihnen tut eine männliche Bezugsperson im Kindergarten gut. Auch die Eltern hätten es ausnahmslos begrüßt, dass es auch Männer im Erzieherteam gibt, sagt sie.
Im Freundes- und Bekanntenkreis von Max Goette ist jedoch noch nicht vollständig angekommen, dass die Arbeitswelt sich verändert hat und es kaum noch „typisch männliche“ Berufe gibt. „Ich werde schon hin und wieder belächelt“, sagt Max Goette. „Da kommen auch mal Fragen, ob ich mir sicher wäre, den ganzen Tag Kinderhintern abzuwischen. Aber es steckt ja auch mehr hinter dem Beruf. Man sieht die Entwicklung der Kinder, kann sie über vier, fünf Jahre hinweg begleiten. Ich biete jeden an, wir können gerne mal tauschen!“ Für Max Goette steht fest: seine Berufswahl war richtige.